(Update vom 22.01.2022 am Ende dieses Textes) Die Stiftung Plant for the Planet kämpft gegen die Klimakrise. Sie tun das mit dem Anpflanzen von Millionen von Bäumen weltweit. Meine Familie unterstützt dies seit einigen Jahren mit regelmäßigen Geldspenden, weil uns der Klimaschutz sehr am Herzen liegt.
Jetzt hat uns Plant for the Planet einen Transparenz-Bericht und eine Tafel Milchschokolade geschickt. Wir mögen Schokolade wirklich sehr. Aber wir haben heute Felix Finkbeiner, dem Gründer der Stiftung, die sogenannte GUTE SCHOKOLADE zurückgeschickt. In einem Brief haben wir ihm auch erklärt, warum:„Warum wir „Die gute Schokolade“ an Plant for the Planet zurückgeschickt haben“ weiterlesen →
Ich habe eine interaktive Weltkarte im Netz gefunden. Dort kann man eine Jahreszahl, einen Glücksfaktor und einen Verschmutzungswert einstellen – und dann wird einem der Überflutungsgrad der Küsten in rot dargestellt. Ich hab das mal benutzt, um mir den schönen Ort Wustrow auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst im Jahr 2050 anzusehen. Dort lebt meine Schwiegermutter. Sie wird sich Anglerhosen kaufen müssen. Lustiges Bild: Unsere kleine Omi, in Gummihosen bis zum Hals, neben ihrem rohrgedeckten Haus. (Man sagt dort „Rohr“, nicht „Reet“.)
Jetzt mal im Ernst: Im Jahr 2050 wird unsere Omivermutlich nicht mehr leben. Und ich werde, wenn ichweiterhin vegan lebe und viel Glück habe, ein sehr alter Mann sein.
Aber wie werden meine Söhne und deren Kinder Omis Haus auf dem Darß besuchen? Gar nicht. Denn die Zufahrt wird überschwemmt sein. Man kann es auf der Karte deutlich sehen. Der Darß wird nicht mehr mit dem Festland verbunden sein. Aber das ist nicht alles. Auch Städte wie Bremerhaven, Cuxhaven und Amsterdam werden nicht mehr bewohnbar sein. Das sagt die Wissenschaft heute. Die Daten sind da, jeder kann es wissen. Und doch stecken unsere Politiker den Kopf in den Sand und tun so als würde alles nicht so schlimm werden. Und lassen trotz beschlossenen Kohleausstiegs bis 2038 nächstes Jahr ein neues Kohlekraftwerk (Datteln IV) ans Netz gehen.
Manche denken vielleicht auch: Ist doch mir egal, ich lebe ja nur einmal. Ich will jetzt leben. „Das stimmt!“, möchte ich ihm sagen, „Du lebst nur einmal, aber deine Kinder und deine Enkel auch, du selbstsüchtiger Arsch!“
Manchmal erwische ich mich bei dem Wunsch, die Klimakatastrophe möge mit all ihrer prognostizierten Wucht endlich bald kommen. Damit sie den Egoisten ordentlich ins Gesicht schlägt. Je früher desto besser. Damit die Leugner und Lügner endlich fürs Leugnen und Lügen bestraft werden.
Was für ein kindlicher Wunsch, es ist die Perversion meiner Angst. Das Gegenteil von dem, was ich wirklich will. Angst kann Aggression erzeugen. Und natürlich weiß ich, dass man Menschen nur mit einem Lächeln und mit einem offenen Herzen überzeugen kann. Aber manchmal wünsche ich mir die eiserne Faust irgendeines Gottes, an den ich nicht glaube.
Denn die Leugner sind viele und sie sind organisiert und sie haben auch ihre Meinungen. Vulkane pusten ja auch Treibhausgase in die Atmosphäre, Windräder töten Vögel und Insekten, in der Antarktis schmilzt das Eis nicht, sondern es wächst.
Seit einigen Wochen gehen meine Frau Jenny und ich Freitags zum Invalidenpark. Wir treffen andere Parents for Future und zeigen, dass wir die streikenden Jugendlichen von Fridays for Future unterstützen. Wir sammeln Unterschriften, malen Transparente, verteilen Flyer. Unsere Söhne sind manchmal auch auf den Freitagsdemos dabei. Es geht nicht nur um die Zukunft unserer, sondern aller Kinder, aller Lebewesen, um die Zukunft unseres Planeten. (An dieser Stelle kann man leicht pathetisch klingen, aber das ist jetzt egal.)
Trotz aller Berichterstattung treffen wir in unserem sozialen Umfeld sehr oft auf Menschen, die sich für dieses Thema entweder nicht interessieren oder es sogar anzweifeln. Unglaublich aber wahr. Unglaublich deshalb, weil seriöse Informationsquellen wie David Attenborough, der IPCC, die UN, Professor Quaschning, Professor Lesch oder die Scientists4future seit geraumer Zeit belegbare Informationen liefern. Der menschengemachte Klimawandel ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt, die herannahende Klimakatastrophe seit über 40 Jahren.
Fast jeden Tag liefern uns die Medien Schreckensmeldungen über aussterbende Tierarten, Überschwemmungen, Waldbrände, Epidemien, Flüchtlingsströme. Ich finde, da kann man sich nicht mehr rausreden mit „Aber die Chinesen bauen Kohlekraftwerke“ oder „Aber was ist mit den Arbeitsplätzen?“. Das sind alles Ausreden, die den zukünftigen Generationen überhaupt nichts nützen. Es reicht! Wir brauchen eine Haltung, die im Einklang mit den wissenschaftlichen Fakten ist – und mit dieser Haltung müssen wir Druck auf die Politik ausüben. Also Politik machen.
Deshalb habe ich gemeinsam mit anderen Parents for Future dieses Video hergestellt.
Am 26. Mai ist Europawahl. Wir müssen zur Wahl gehen. Und weil unsere Kinder keinen Wahlzettel bekommen, müssen wir ihnen unsere Stimme schenken. Denn wir bestimmen damit deren Zukunft mehr als unsere.
Neulich bei #fridaysforfuture: Wir steigen beim Invalidenpark aus der Strassenbahn aus, meine Söhne (8 und 5), drei befreundete #parentsforfuture, und ich, den Stab mit dem Transparent meines Sohnes in der Hand. Heute ist auch Greta Thunberg in Berlin!
Plötzlich steuert ein etwa 60jähriger Mann auf mich zu. Gepflegtes Äußeres, Krawatte, Mantel. Könnte in einer Behörde arbeiten, könnte aber auch Zahnarzt sein. Mit einem breiten Lächeln und in höflichem Ton fragt er mich: „Sagen Sie, gehen Sie auch zu dieser Demo?“
Ich denke: Wohin denn sonst? Antworte freundlich: „Ja, na klar!“
Darauf er, lächelnd: „WER HAT IHNEN EIGENTLICH INS HIRN GESCHISSEN?“
Heute fand ich in der ZEIT dieses Kunstwerk: „On the Topic of Hunting“ (2015) von Mark Dion. Man kann es im Neuen Berliner Kunstverein kaufen. Was für ein Symbol, dieser schlaffe Lauf! Man muss schon ein ganzer Mann sein, um mit einem Gewehr auf ein nichtsahnendes Tier zu schiessen. Oder auf einen Menschen.
Dions Kunstobjekt erinnerte mich an ein Objekt meines Vaters Konrad Balder Schäuffelen: „Duellpistolen“ von 1982. Man müsste schon ganze zwei Männer sein, um hier die Abzüge zu drücken. Was für eine politische Aktualität in diesem Ding steckt! Männer, die mit geladenen Pistolen gleichzeitig die Welt in Atem halten gibt es mal wieder so viele.
Und was für ein seltsames Wort: „Pistole“. Spricht man es mehrmals hintereinander aus, wird es immer sonderbarer. Man kann „Systole“ oder „Phiole“ assoziieren. Alternativ auch „pipole“ oder „people“. Oder „pissen“. Dabei stammt dieses Wort aus der Sprache meiner Mutter, nämlich aus dem Tschechischen. Es kommt von píšťala (Pfeife, Flöte). Wie harmlos sich das Wort plötzlich für mich anfühlt, wenn ich an einen kleinen Jungen denke, der vergnügt auf seiner píšťala spielt.