Die Verantwortung des Regisseurs

Arbeiten und sterben am Filmset

So schnell kann es passieren. Du stehst als Regisseur am Filmset, machst dir Gedanken über die Gestaltung deines Films, triffst kreative und organisatorische Entscheidungen – und plötzlich geschieht ein Unfall und die Kameraassistentin ist tot. Das geschah im vergangenen Jahr dem amerikanischen Regisseur Randall Miller bei seinem Dreh zu Midnight Rider.

Als Regisseur bist du der künstlerische Leiter. Produzenten, Redakteure und Schauspieler bringen ihre Ideen ein, aber am Ende bist du verantwortlich, egal wer was gesagt oder entschieden hat. So weit ist mir das sehr bekannt.

Für die Organisation, die Drehorte, die Behörden, die Vorschriften, sind andere zuständig: Produktionsleiter, Aufnahmeleiter, Motivaufnahmeleiter, allesamt Leute, die das besser können als ich und zu deren Berufsbild das gehört. So weit, so vertraut.

Und nun erinnert mich das Beispiel von Randall Miller daran, wie groß dennoch der Radius der Entscheidungen eines Regisseurs sein kann. Über das Juristische will ich hier nicht sprechen und vielleicht gibt es bei der Rechtsprechung in so einem Fall auch Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika. Darum geht es nicht. Es geht darum, wie oft man bei seiner Arbeit als Filmregisseur sagt „Komm, das drehen wir jetzt schnell. Merkt doch keiner. Bevor die kommen, sind wir längst wieder weg. Das geht schon. Ich brauche diese Aufnahme für meinen Film!

Hier folgt ein Statement von Randall Miller, welches mich berührt. Er schrieb es im Gefängnis:

„On Feb 20th, 2014, a great number of mistakes were made and the terrible accident occurred which took Sarah Jones‘ life. It was a horrible tragedy that will haunt me forever. Although I relied on my team, it is ultimately my responsibility and was my decision to shoot the scripted scene that caused this tragedy. I pleaded guilty for three reasons: first, to protect my wife and family; second, out of respect for the Jones family and to not put them through a difficult trial; and, third, to take responsibility for my failure in not knowing that every safety measure was in place…“

Das ganze Statement kann man hier lesen.

Man muss delegieren können. Man muss sich auf die anderen verlassen können. Sonst wird kein Film draus. Aber es ist wie im Privatleben: Wenn du vorausgehst, wenn du entscheidest was gemacht wird, und wenn dir dann ein Team oder eine Familie folgt, weil sie dankbar sind, daß du sie anleitest, dann sind diese Leute auch dankbar dafür, daß du die Verantwortung übernommen hast. So etwas kann man auch bei einem Ausflug mit seinen Kindern erleben. Wenn dann etwas passiert, gibt es keine Ausrede. Ich fürchte aber, ich kann mir dessen nicht immer und überall bewußt sein. Und es schockiert mich, wie nah am Abgrund man eigentlich immer steht. Im Privatleben, aber eben auch bei der ach so wichtigen kreativen Selbstverwirklichung.

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