Es ist Sommer, die Ferien stehen vor der Tür, da heißt es nichts wie raus in den Garten und grillen! Ob Geburtstagsparty, Betriebsfeier, Schulfest oder einfach nur mit der lieben Familie: das gemeinsame Grillen ist einfach das Schönste!
In unserem Supermarkt an der Ecke gibt`s jetzt die Packung mit 5 Grillwürsten für € 2,39. Die gibt es auch aus Seitan, aber dann kosten 5 Stück € 3,32. Ich weiß auch nicht, warum sie dieses vegane Zeugs so teuer machen. Wer soll denn das kaufen? Also ich hab lieber ein gutes Stück echtes Fleisch zum anständigen Preis. Das schmeckt mir!
Spaß beiseite, denn das Thema ist eigentlich gar nicht lustig. Mittlerweile kommt es so oft in den Medien vor, dass es eigentlich jede:r wissen müsste: Mit unserem Konsum von Tierprodukten vernichten wir nicht nur die Tiere, die wir essen, sondern auch unsere eigenen Lebensgrundlagen. Die Herstellung von Milch und Fleisch ist verantwortlich für die Abholzung der Regenwälder, für den Methan-Ausstoß der Wiederkäuer, für die Nitrat-Belastung der Böden. Klimakollaps und Biodiversitätsschwund sind die Folgen. Schon lange messbar, inzwischen auch sichtbar und spürbar. Wir haben 75 % weniger Insekten in Deutschland. Unsere Wälder sterben. Seen trocknen aus. Es gibt so viele extrem heiße Tage wie nie zuvor.
Prominente Wissenschaftler:innen beleuchten dieses Problem schon seit Langem immer wieder und machen auf die Zusammenhänge aufmerksam.
Zum Beispiel Dr. Eckart v. Hirschhausen im Talk mit Sandra Maischberger, Dr. Mark Benecke in seinem Vortrag bei der Klimaliste Berlin, Prof. Volker Quaschning und seine Frau Cornelia in ihrem Podcast oder auch der WWF, der sich hier mit dem Thema der Preise fürs Grillzeug beschäftigt.
Manche Menschen sind sich dieses Problems schon bewußt. Und auch die Zahl der Veganer soll sich seit letztem Jahr verdoppelt haben. Dennoch essen die Deutschen pro Kopf und Jahr knapp 60 kg Fleisch und wenn man die Abfälle der Fleischproduktion mitzählt, sind es sogar 80 kg Fleischkonsum. (Quellen: Quaschning-Podcast, Fleischatlas der Heinrich Böll Stiftung)
Womit hängt das zusammen, dass tierische Körperteile so billig sind und dass Getreideprodukte mit ähnlichem Geschmack und besserer Ökobilanz so viel teurer sind? Dahinter steckt eine mächtige Agrar- und Nutztierlobby und die Politik. Es ist so gewollt, dass wir möglichst viel Tierprotein kaufen und möglichst wenig über die Produktion dessen und die Folgen davon wissen. Hierzu gibt es eine erschreckende Untersuchung: Mit über 13 Milliarden Euro subventioniert der Staat die Tierindustrie. Deshalb sind die Preise so niedrig und die Werbung fürs Fleisch- oder Milchprodukt so laut. Wer das Geld hat, beherrscht den Markt.
Und was die Konsumenten über ihren Konsum erzählen ist das Eine, was sie im Supermarkt aufs Fliessband legen das Andere. Deshalb kann man es nur über Gesetze, Gebote, Verbote, Steuern und Subventionen regeln. Und genau das erwarte ich von der Politik! Beim Sicherheitsgurt im Auto oder bei der Tabakwerbung hat es ja auch funktioniert.
Es ist nicht wirklich unsere persönliche Entscheidung, was wir auf unseren Grill legen oder zu Weihnachten in unseren Backofen schieben. Denn wir grillen unsere Zukunft und die Gegenwart der Zukünftigen. Grillsaison ist immer.
Bravo, lieber Jakob! Gut gesagt, hoffentlich lesen es viele. Und hoffentlich handeln viele, im Sinne unserer Umwelt, ihrer Tierwelt, des Klimas, unseres Planeten, unserer Zukunft.
Danke dir für diesen wunderbaren Artikel! Es kann nicht oft genug gesagt werden!
Sehr schöner Beitrag. Leider werden die schmutzige Seite der Landwirtschaft sowie die Klimawirksamkeit unserer Ernährung zu häufig vergessen. Oder sie verschwindet hinter „Auf meinen Käse kann ich nicht verzichten.“
Super, das sollten viele lesen und beherzigen! Schon geteilt
Treiben wir jetzt sprichwörtlich die nächste Sau durch das Klimadorf. Grundsätzlich kann man dem nicht widersprechen, das wir alle zu viel tierische Produkte essen. Aber der Ansatz immer direkt mit der Keule drauf zuhauen, hat auch beim Auto, beim Plastik und auch beim Flugzeug nichts gebracht. Es wird gerne vergessen, das die Produktion von nicht tierischen Produkten auch ihren Platz braucht; Ackerflächen, Wasser, Energie etc. und sich die ganze Sache so in den Schwanz beißt. Verbote, Gesetze und Regelung werden die Welt nicht retten; solange der Mensch sich nicht grundsätzlich im ganzen mäßigt wird nichts passieren, da helfen auch keine Verbote; siehe Prohibition in den 20igern oder der War on Drugs von den 60igern bis jetzt.
Vielen Dank für diesen konstruktiven Kommentar! Das Bild mit der Sau ist gut. Einwand von mir: „Dass die Produktion nicht tierischer Produkte auch ihren Platz braucht“ wird in der Wissenschaft erfreulicherweise nicht vergessen. Unzählige Vergleichsstudien weisen den großen Unterschied bei Landverbrauch, Methanausstoß, CO2-Freigabe, Stickoxiden, und sog. Opportunitätskosten aus. Die Vergleichsrechnungen fallen extrem zu Gunsten der pflanzlichen Proteine und Kalorien aus. (Von der Vernichtung von Proteinen und Kalorien beim Umweg über das Tier ganz zu schweigen – Stichwort Hungersnöte.) Der Mensch hat sich schon gemäßigt in seiner Vergangenheit: Meist durch eine Kombination aus Lenkung und Aufklärung. Und das findet momentan bei den Tierprodukten nicht statt. Diesbezüglich ist der Markt ein Wilder Westen, der von einigen Baronen beherrscht wird.
richtig! Es sollte den Verbraucher:innen schon etwas leichter gemacht werden, richtige Entscheidungen zu treffen. Die Politik ist gefragt!