Seit 6 Wochen bin ich in der Steiermark, um hier zwei Filme für die ZDF-Reihe „Die Bergretter“ zu drehen. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte den Dachstein wie ein hartes Ei mit dem Messer durchschlagen und aufklappen, um zu sehen, was in ihm drin ist.
Im Film „Der Berg ruft“ (1938) sagt Luis Trenker sinngemäß, daß er dorthin will, wo vor ihm noch nie jemand war: Auf den Gipfel des Matterhorns. Das große Ding muss bezwungen werden. Wenn er es nicht schafft, bevor sein Konkurrent es macht, dann bleibt er unzufrieden bis ans Ende seines Lebens.
Der Berg muss gestürzt werden. Aber wenn man von ihm runterfällt (passiert in den meisten Bergfilmen), dann landet man wiederum in seinem Schoß. In „Die weisse Hölle vom Piz Palü“ (1929) fällt ein Mensch in eine Bergspalte und wird für immer verschlungen. Erlöst vom Zwang, die Spitze zu erklimmen.
Neulich fragte ich einen sehr erfahrenen Bergführer, der mich bei den Dreharbeiten berät: „Ist der Berg ein Mann oder eine Frau?“
„Der Dachstein, die Scheichenspitze!“, antwortete er ohne zu zögern.
„Ja, aber bezwingt man einen Mann oder besteigt man eine Frau, wenn man den Gipfel erreicht? Wie fühlt sich das an?“
„Geschlechtsneutral!“, beharrte er. „Der Berg gibt mir die Erlaubnis, ihn zu besteigen. Ich will ihn nicht bezwingen. Denn dann wäre er ja mein Feind. Er ist aber mein Freund!“
(Das große Foto oben ist unbearbeitet. Die drei Bilder unten sind mit Hipstamatic gemacht.)
Ob Mann, ob Frau… es lockt, es ruft!
wohl wahr. und meistens schweigt er redselig.
der berg ist , wie man auf deinen fotos ganz deutlich sieht und spürt, größer als männlich und weiblich. also muß er wohl göttlich sein.
schön geschrieben, Karin. und so dachte ich nämlich auch bei dem anblick: „und Gott erschuf den Berg“